Der beim Kaltstart eines Dieselmotors in den Brennraum eingespritzte Dieselkraftstoff entzündet sich meist nicht so problemlos von selbst, wie es die Theorie des Dieselprozesses beschreibt.
Glühkerzen für einen direkteinspritzenden Dieselmotor mit Chipkarte als Größenvergleich
Gründe dafür sind:
Die Wände des Brennraums (Zylinderwände, Kolbenboden) sind noch kalt und weisen eine hohe spezifische Wärmekapazität (Eisenwerkstoff) auf. Demgegenüber ist beim Start durch den elektrischen Startermotor die Kolbengeschwindigkeit gering, damit die erzeugte Kompressionswärme gering, zudem weist die komprimierte Luft eine geringe Wärmekapazität, wenn auch kleine Wärmeleitfähigkeit auf. Dadurch geht die Kompressionswärme schnell an die Zylinderwände und Kolbenboden über.
Besonders Kammermotoren weisen eine große, für den Wärmefluss wirksame Oberfläche auf. Der Start eines kalten Motors ist ohne Glühkerzenunterstützung bei Direkteinspritzung über −10 °C Lufttemperatur, bei Wirbelkammereinspritzung über +30 °C und bei Vorkammereinspritzung über ca. +60 °C möglich.
Der kalte Motor hat höhere blow-by-Verluste, d.h. die komprimierte Luft kann an den Kolbenringen vorbei aus dem Brennraum entweichen, so dass der Kompressionsenddruck und damit die Verdichtungsendtemperatur geringer ausfallen. Durch die niedrigere Kolbengeschwindigkeit beim Anlassen erhöhen sich die blow-by-Verluste weiter.
Unterschiedliche Kraftstoffqualitäten, insbesondere wenn der Motor vielstofffähig ist und zündunwillige Kraftstoffe verbrennen soll.
Aus diesen Gründen wird ein elektrisch beheizbarer Glühstift (Glühkerze, Glühstiftkerze) in den Brennraum eingesetzt, der in der Startphase vorgeheizt wird (Vorglühen). Der Strom beträgt ca. 20–40 Ampere pro Zylinder, was neben dem Anlasser eine erhebliche zusätzliche Belastung der Starterbatterie darstellt. Nach dem Start heizt die Glühkerze zur Verringerung von Schadstoffen im Abgas durch unverbrannte Kohlenwasserstoffe noch einige Zeit weiter.
Die technische Entwicklung hat die Zeitdauer dieses Vorganges von einigen Minuten (in Automagazinen scherzhaft als „Rudolf-Diesel-Gedenkminute“ bekannt geworden) auf wenige Sekunden reduziert.
Quelle Wikipedia