23.11.2020 - 17:39 Uhr
Meckenheim (NRW) – Er galt als freundlich und unauffällig, hatte einen eigenen Betrieb, ein Haus und eine Ehefrau. Warum Viktor G. (44) am Sonntagabend durchdrehte und um sich schoss, ist vielen Meckenheimern ein absolutes Rätsel.
Scheinbar ziellos irrte der gebürtige Russe mit einer scharfen Pistole durch die Wohngegend, schoss auf Hausfassaden, Autos – und Anwohner!
„Wir dachte zunächst, dass da jemand Feuerwerksraketen abschießen würde. Ich bin mit meinem Mann auf unseren Balkon raus“, erzählt Anwohnerin Silke Backmeier (42). „Als mein Mann zu ihm schrie, was das soll, drehte er sich um und schoss auf uns.“
Zum Glück verfehlte der 44-Jährige das Ehepaar. Der Schuss traf ihre Balkonbrüstung. „Wir sind dann sofort ins Haus rein, haben die Türen verschlossen und die Polizei informiert“, sagt die Erzieherin noch immer geschockt.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Beamten bereits durch andere Nachbarn alarmiert worden. An insgesamt 14 Orten gab Viktor G. Schüsse ab. Die Waffe besaß das Mitglied eines russischen Rockerclubs legal. Der Stuckateursmeister war Mitglied in einem Schützenverein.
Als die Polizei eintraf, schoss der offenbar betrunkene Mann sofort auf die Beamten und verletzte einen Ermittler an der Hand.
„Er versteckte sich im Gebüsch vor meinem Haus, schoss auf die Polizisten und schrie: ,Idioten, geht nach Hause'“, erzählt eine Anwohnerin.
Die Polizei erwiderte sofort das Feuer, die Schüsse der Beamten setzten Viktor G. außer Gefecht. Danach richtete sich der Amokschütze selbst.
Am Montag wurde die Leiche von Viktor G. obduziert. Das Ergebnis: Drei Schüsse trafen ihn. Tödlich war aber nur ein „aufgesetzter Kopfschuss“. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei hat sich der Täter diesen Schuss selbst zugefügt.
Zum Glück kamen bei dem Schusswechsel keine weiteren Personen zu Schaden. Unklar bleibt, was den Amoklauf des bei den Nachbarn beliebten Viktor G. auslöste. Die Ermittler: „Nach dem aktuellen Sachstand könnte die Motivation für das Geschehen im privaten Bereich zu suchen sein. Es haben sich bislang keine Hinweise auf einen beispielsweise politisch motivierten, religiösen oder anderen Hintergrund ergeben.“
Bei der Durchsuchung der Wohnung des 44-Jährigen wurden neben Messern, Macheten und einer Axt auch eine große Menge Munition, sowie mehrere Lang- und Kurzwaffen aufgefunden und sichergestellt. Nur für einen Teil der Waffen hatte er aber eine Erlaubnis.